Kürzlich ging das Schlagwort "Geoblocking" durch die Medien. Und erst durch die entsprechenden Nachrichten erfuhren viele Menschen, wozu im Internet ihre IP-Nummern verwendet werden.
Leider wurde in diesem Zusammenhang nirgendwo thematisiert, dass die IP-Nummern inzwischen zur Standort-Bestimmung völlig ungeeignet sind.
Die EU hat mit der neuen "Geoblocking Verordnung", die am 3.12.2018 in Kraft trat, eine weitere Lücke bei der Gleichbehandlung in Europa geschlossen. Sie zielt allerdings nur auf den Online-Handel, hat aber auch Auswirkungen auf andere Bereiche.
Beim Geoblocking, wie es bisher praktiziert wurde, wird anhand der für jeden Internet-Nutzer eindeutigen IP-Nummer das zugehörige Land festgestellt.
Dabei wurde schon immer der Fehler gemacht, dass die IP-Nummer nicht eindeutig dem Ort des Nutzers zuzuordnen ist - weder dem Wohnort, noch dem aktuellen Standort. Allenfalls kann man damit das Land feststellen, in dem der Internet-Anbieter seinen Sitz hat.
Das war in den Anfängen des Internets eigentlich immer identisch mit dem Land des Internet-Nutzers. Aber heute sieht die Internet-Welt anders aus. Nur für Festnetz-/DSL-Anschlüsse kann man mit einiger Berechtigung die Kopplung von IP-Nummer zum jeweiligen Land annehmen.
Im mobilen Internet mit der jetzt möglichen Roaming-Freizügigkeit, sagt die IP-Nummer nichts mehr über meinen Standort aus - wenn ich mit meiner spanischen SIM-Karte in Deutschland im Internet surfe, wird als Standort aufgrund der IP-Nummer Barcelona, Madrid oder sonst was angegeben.
Das folgende Bild habe ich gerade eben an meinem PC in Dortmund erzeugt:
Diese falsche Standort-Annahme führte erst in der letzten Woche zu einer völlig falschen Reaktion beim Versuch, online per Paypal ein Los der deutschen Fernsehlotterie zu bezahlen. Der Vorgang wurde mit dem Hinweis abgebrochen, dass dieser Zahlvorgang "... in Ihrem Land nicht möglich ist".
Das war natürlich völliger Blödsinn. Meine entsprechende Beschwerde führte daraufhin "...aus Sicherheitsgründen" zur Sperre meines Paypal-Kontos - aber das ist eine andere Geschichte...
Umgekehrt kann es natürlich auch zu Komplikationen kommen, wenn man sich mit der deutschen SIM-Karte per Roaming in Spanien im Internet bewegt. Dort wird dann in aller Regel aufgrund der IP-Nummer ein Standort in Deutschland festgestellt.
Die EU-Kommission täte gut daran, nicht nur das Geoblocking zu verbieten, sondern auch das systematisch falsche Herleiten von Standort-Informationen aus der IP-Nummer.
Dem großen Ziel, mit einheitlichen Regeln für alle EU-Bürger Gleichbehandlung sicherzustellen, ist die EU-Kommission mit der "Geoblocking Verordnung" einen kleinen Schritt nähergekommen.
In der Verordnung wird nämlich auch das Thema der Bezahlung mit ausländischen Kreditkarten geregelt. Ab sofort darf kein Unterschied mehr zwischen Kreditkarten unterschiedlicher EU-Länder gemacht werden. Das gilt erst mal nur für den Online-Handel, sollte sich aber auch auf das (Online-)Bezahlen per Kreditkarte beim Aufladen von Prepaid-SIM-Karten auswirken.
Das werde ich auf jeden Fall sehr genau beobachten, denn bisher konnte man nur bei Digi-mobil per Kreditkarte online Aufladen, allerdings nur mit Karten aus bestimmten Ländern. Und bei allen anderen Anbietern konnte man nur mit spanischen Kreditkarten online bezahlen. Genau das sollte jetzt wegfallen!
Wer noch etwas mehr zum Geoblocking lesen will, findet beim Europäischen Verbraucherzentrum hilfreiche Infos.
Nun weiterhin viel Spaß mit WOMO-IBERICO
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