- Albacete
- Chinchilla de Montearagón
Zwei Tage sind für eine Stadt wie Albacete eigentlich zu wenig, aber auf dem offiziellen Wohnmobil-Stellplatz sind nur 48 Stunden Aufenthalt erlaubt.
Heute ist Karfreitag und damit ein Höhepunkt der Semana Santa (Osterwoche).
Deshalb ist der nur 15 Kilometer entfernte Ort Chinchilla de Montearagón eine ideale Anlaufstelle, weil es erstens einen relativ neuen (und sehr großen) Wohnmobil-Stellplatz zu erkunden gibt, und zweitens, weil dieser Ort besonders bekannt für seine Oster-Prozessionen ist. Es gibt dort sogar ein Denkmal für dieses Tourismus-Highlight.
Der städtische Wohnmobil-Stellplatz liegt direkt unterhalb der Altstadt. Wir werden später erfahren, dass man damit auch quasi in der ersten Reihe steht, wenn die Prozessionen durch die Straßen ziehen, und dass man während der ganzen Zeit die Trommeln und Trompeten miterleben darf (oder muss).
Schon bei der Ankunft auf dem Stellplatz ist die Begleitmusik einer Prozession zu hören. Deshalb beeilen wir uns, um nichts zu verpassen, und folgen den Musik-Geräuschen (Musik kann man das eigentlich nicht nennen).
Nur ein kurzer Weg eine Treppe hinauf und schon sind wir auf der Plaza Mancha, dem Hauptplatz von Chinchilla. Hier ist gerade der Höhepunkt der schon vormittags gestarteten Prozession.
Die in Spanien an vielen Orten bei den Oster-Prozessionen üblichen Büßergewänder mit den markanten Spitzhüten (span.: Capirote) prägen das Bild, während die verschiedenen Bruderschaften (span.: Cofradias) die geschmückten Heiligen-Figuren durch die Gassen tragen.
Man hat den Eindruck, dass fast alle Einwohner bei den Prozessionen mitmachen, denn die Menge der Zuschauer hält sich in Grenzen. Christa ergattert sogar einen "Logenplatz".
Nach dem Ende der Karfreitag-Prozession ist erst einmal ein Stadtrundgang angesagt.
Direkt am Eingang zur Plaza Mancha befindet sich das Gebäude der Stadtverwaltung mit einer hübschen Fassade, und nebenan steht die Hauptkirche Iglesia de Santa María del Salvador mit ihrem eher schlichten Portal.
Bisher war das Wetter sehr schön - zwar leicht bewölkt, aber warm. Jetzt, wo wir uns bei unserem Rundgang der auf dem höchsten Hügel thronenden Burg nähern, sind plötzlich dunkle Wolken am Himmel. Sogar ein kurzes Donnergrollen ist zu hören.
Die gut restaurierte Burg kann man leider (zur Zeit) nicht betreten. Aber auch die Außenansicht ist ganz nett, vor allem der extrem tiefe Burggraben fällt auf.
Nach dem Rundgang landen wir wieder auf der Plaza Mancha, die inzwischen schon wieder richtig aufgeräumt ist. Die Bars auf dem Platz haben wieder viele freie Tische. Wir lassen uns in der Tapas-Bar "El Casino" nieder und beschließen den anstrengenden Tag mit einer Schinken-und-Käse-Platte.
Eine oder sogar zwei Kirchturm-Uhren versuchen meinen Schlaf zu stören. Das gelingt aber nicht wirklich.
Der heutige Karsamstag bringt wieder die offenbar unermüdlichen Prozessionsteilnehmer mit ihrer ziemlich falsch klingenden "Musik" auf den Plan. Allerdings erst gegen Abend. Dafür ist es aber auch schon nach 1 Uhr, bis die letzte Trommel und die letzte Trompete verstummt ist.
Der Ostersonntag ist wohl eher etwas für Frühaufsteher. Die abschließende Oster-Prozession beginnt schon vor 9 Uhr morgens. Da bin ich noch nicht einmal beim Frühstück.
Mittags läuft unüberhörbar immer noch die Prozession durch den Ort. An einigen Stellen kann man die bunt gekleideten Teilnehmer vom Wohnmobil aus beobachten. Schließlich mischen wir uns aber doch noch einmal unter die Zuschauer direkt an der Strecke und können feststellen, dass heute die Prozessionsteilnehmer nicht mehr die Spitzhüte tragen sondern nur noch die normale "Club-Kleidung". Aber die schweren Heiligenfiguren werden immer noch durch die Gegend geschleppt.
Gegen 3 Uhr am Nachmittag kehrt nach dem Ausnahmezustand der Semana Santa wieder Ruhe ein. Die Zeit ohne Trommeln und Trompeten beginnt.
Viele Wohnmobile verlassen nun den Stellplatz, wir aber bleiben bis morgen und machen noch einen Spaziergang auf den Hügel gegenüber der Altstadt.
Der Blick geht über den Stellplatz zur Altstadt und weit in das flache Land der Provinz Albacete. Hier hat es mir wirklich gut gefallen, wenn nur nicht diese stundenlangen falsch klingenden Musik-Geräusche gewesen wären...