10. März 2019
- Agua Amarga
- Níjar
- Los Albaricoques
Nachdem gestern Abend (und nicht wie so oft, mitten in der Nacht) die Gasflasche leer war, steht bei der heutigen Weiterfahrt erst einmal die Suche nach einer neuen Cepsa-Propan-Gasflasche auf dem Programm.
Die nächstgelegene Stelle in Carboneras hat leider kein Propan, aber in Campohermoso bei der Cepsa-Tankstelle bekomme ich das Gewünschte.
Nur wenige Kilometer entfernt in Richtung der Berge liegt der Ort Níjar, der seit kurzem auch zu den "schönsten Dörfern Spaniens" (Los Pueblos más bonitos de España) gehört. Es ist also naheliegend, dort zumindest kurz vorbei zu schauen.
Bisher hatte ich die Stadt gemieden, da Níjar zu den eher "wohnmobil-feindlichen" Orten zählt. Eine Ordenanza Municipal (OM, deutsch: städtische Verordnung) verbietet im gesamten Gemeindegebiet, und dazu zählt auch die Gegend am Cabo de Gata mit den dortigen Ortschaften, das Parken für Wohnmobile an nicht explizit ausgewiesenen Stellen.
Früher gab es keine derartigen "ausgewiesenen Stellen", so dass die OM einem totalen Parkverbot für Wohnmobile gleichkam. Und auch jetzt findet man am Cabo de Gata nur in San José einen Parkplatz, der für Wohnmobile vorgesehen ist (allerdings nur tagsüber!). Der Ort Níjar selbst hat inzwischen zwei Parkplätze auf seinem Stadtplan als Parkplatz für Caravans/Wohnmobile gekennzeichnet.
Mit einem großen Fahrzeug besser erreichbar ist wohl der Parkplatz am westlichen Ortsrand (Calle las Eras, GPS: 36.9606, -2.2079), näher zur Altstadt liegt der andere Parkplatz (Camino Campo, GPS: 36.9635, -2.2061), der immerhin auch von Bussen angefahren wird. Und auch ich stelle mich dort hin.
In Kommentaren anderer Internet-Portale hatte ich schon gelesen, dass dieser Platz wohl gern als Hundetoilette missbraucht wird. Das ist auch nicht zu übersehen. Und obwohl die Stadt mit einem Schild, größer als das eigentliche Parkplatz-Schild, ein Hunde-Verbot auf dem Platz signalisiert, werde ich schon nach wenigen Minuten Zeuge, wie gleich mehrere Hunde (und ihre Begleiter) das Verbot ignorieren.
Die Jagd nach falsch parkenden Wohnmobilen ist der Stadt wohl wichtiger als die Hygiene und Sauberkeit in einem Ort, der zu den "schönsten Dörfern Spaniens" gehören will.
Diese unschönen Begleitgeräusche halten Christa und mich aber nicht davon ab, nachdem wir nun schon mal hier sind, einen Rundgang durch die Altstadt zu machen. Nach wenigen Minuten sind wir im touristischen Zentrum mit einigen hübschen Gassen und Plätzen.
Die Altstadt zieht sich einen Hügel hinauf, der von einem Wachtturm (Atalaya) aus der Zeit der Mauren gekrönt wird. Man kann auf den Turm klettern und von dort über das Land schauen, oder man kann sich auch nur den Turm von unten anschauen - so wie wir das machen.
Níjar ist bekannt für seine Handwerkskunst, die von den Arabern übernommen wurde - das Töpfern und das Weben von Teppichen. Vor allem die bunten Teppiche sind unter der Bezeichnung "Jarapa" im Stadtgebiet präsent.
Nachdem in den letzten Jahren die Werbegemeinschaft der "schönsten Dörfer Spaniens" immer größer geworden ist und inzwischen 79 Orte umfasst, überrascht es nicht, dass die Qualität darunter leidet. Níjar ist zwar nicht gerade hässlich, aber auch nicht außergewöhnlich schön. Eigentlich normal, wie viele andere spanische Orte auch.
Von Níjar aus geht es zum Tagesziel Los Albaricoques am Rand des Naturparks Cabo de Gata. Gegen 15 Uhr bin ich auf dem privaten Wohnmobil-Stellplatz "Olivares" und kann wieder einmal zwischen vielen freien Plätzen wählen.
Das kleine Dorf Los Albaricoques mitten im Plastik-bedecktem Agrarland könnte man getrost ignorieren, wäre da nicht ein gewisser Sergio Leone gewesen, der in den 60er Jahren hier einige Kinofilme gedreht hat, die mittlerweile zu den Klassikern des Wildwest-Genres gehören.
Clint Eastwood und Lee van Cleef haben hier ihre Spuren im Staub hinterlassen, als "Für eine Handvoll Dollar" oder "Zwei glorreiche Halunken" gedreht wurden.
Mit etwas Phantasie erkennt man sogar einzelne Schauplätze wieder, man muss sich nur den neuen Asphalt, die neue Fassadenfarbe und die Autos wegdenken...
50 Jahre ist es her, dass ich den Film "Zwei glorreiche Halunken" (Original: The Good, the Bad and the Ugly) gesehen habe. Und ich habe sofort den markanten Platz wiedererkannt, auf dem das Shootout-Finale zwischen den drei Protagonisten stattfand (natürlich hat Clint Eastwood gewonnen). Das war noch richtiges Kino...