12. Juni 2021
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Uña
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Vega del Codorno
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Griegos
Gestern hat es tatsächlich etwas geregnet, aber der bisher gleichmäßig verteilte Blüten- und sonstige Staub wurde nicht abgewaschen, sondern bildet nun ganz traurig aussehende gelbe Tränen an allen Fahrzeugseiten.
Die Scheibenwischer reichen für einigermaßen klare Sicht, und dann geht es los, um wieder neue Orte zu besuchen.
Schon nach wenigen Kilometern erreiche ich die erste sehenswerte Stelle - den Stausee Embalse de la Toba, der das kleine wilde Flüsschen Júcar zähmt. Hier ist in einer bildschönen Umgebung ein Wassersport-Paradies entstanden.
Die Berglandschaft im Grenzgebiet von Kastilien-La Mancha und Aragonien ist das Quellgebiet von etlichen bekannten Flüssen, wie z.B. dem Río Júcar, der in der Nähe von Valencia ins Mittelmeer mündet, oder dem Río Tajo (portugiesisch: Tejo), der bei Lissabon den Atlantik erreicht.
Weniger bekannt ist wahrscheinlich der Río Cuervo, der nicht besonders lang ist und schon nach 39 km in den Río Tajo mündet, aber seine Quelle ist als Natur-Denkmal (Monumento Natural del Nacimiento del Río Cuervo) besonders geschützt. Das will ich mir natürlich anschauen.
Es gibt einen auch für Wohnmobile geeigneten Parkplatz im Wald (GPS: 40.4273, -1.8956). Er ist etwa 200m von der Hauptstraße entfernt, wo man weitere Parkmöglichkeiten bei zwei Restaurants findet.
Das Fotografieren von Wasserfällen ist schon schwierig genug, in einem dunklen Wald wird es dann zu einer echten Herausforderung. Am besten schaut man es sich in der Realität selbst an.
Nur 5 km von diesem sehenswerten Natur-Schauspiel entfernt liegt der Ort Vega del Codorno, der vor einiger Zeit einen kommunalen Wohnmobil-Stellplatz eingerichtet hat. Den möchte ich dokumentieren.
Die direkte Umgebung ist nicht besonders ansprechend. Zum Teil verlassene und herunter gekommene Gebäude, aber der Stellplatz selbst ist völlig in Ordnung, und der etwa 300m entfernte Ort bietet noch eine besondere Überraschung - eine große Natur-Höhle, die man besichtigen kann. Allerdings nur zu bestimmten Zeiten im Rahmen einer Führung, was heute so kurzfristig nicht möglich ist. Eindrucksvolle Bilder vom Inneren der Höhle findet man in einem spanischen Blog.
Vega del Codorno ist nicht das Tagesziel, deshalb geht es nach einem kurzen Rundgang durch den Ort wieder fast 20 km zurück auf der CM-2106, bis zur Abbiegung in Richtung Teruel (GPS: 40.3202, -1.8121). Und jetzt fängt die Kurbelei auf einer ansonsten sehr schönen Bergstraße erst richtig an.
Bald ist auf der Passhöhe "El Cubillo" (1617m) die Grenze zur Nachbar-Region Aragonien erreicht. Dann wird die Straße noch schmaler und nur wenige Kilometer weiter bin ich auf dem "Höhepunkt" des heutigen Tages: der Pass "El Portillo" bringt es auf beachtliche 1790m.
Es gibt nur wenige mit einem Wohnmobil befahrbare Pässe innerhalb Spaniens, die höher als 1800m sind. Dies ist also schon eine besondere Stelle (GPS: 40.3674, -1.7338).
Wo es Höhepunkte gibt, sind Tiefpunkte meist nicht fern. Meiner kommt bei der nächsten Ortsdurchfahrt in Guadalaviar, wo mein Navi-Gerät die neue Umgehungsstraße nicht kennt und auch keine entsprechenden Schilder aufgestellt sind. Also fahre ich mitten durch den Ort - was gerade noch gut geht. Und wieder einmal bin ich froh, dass unser Travel Van nur 2,20m breit ist.
Nach diesem kritischen Moment sollte ich eigentlich beruhigt bis zum Tagesziel Griegos fahren können, denn es sind nur noch wenige Kilometer und es gibt keine weitere Ortsdurchfahrt - aber einen Toro, der offenbar in der Sierra de Albarracín frei herum laufen darf. Nach kurzem Zögern räumt er aber das Feld.
Schließlich erreiche ich den Ort Griegos. Es ist natürlich kein Zufall, dass ich hier lande. Erstens gibt es hier einen Wohnmobil-Stellplatz, den ich bisher noch nicht besucht hatte. Und zweitens liegt Griegos in 1600m Höhe und ist damit einer der höchstgelegenen Orte Spaniens, so dass hier bei der aktuellen Hitzewelle vor allem nachts mit erträglichen Temperaturen zu rechnen ist.
Auf dem Stellplatz steht man in der prallen Sonne. Da gibt es nur einen Ausweg - ins Dorf gehen und ein schattiges Plätzchen suchen.
Ein kurzer Rundgang offenbart, dass es keine architektonischen oder historischen Highlights gibt, aber an diesem Wochenende findet ein Mal-Wettbewerb statt, bei dem vor allem der Schmetterling als Thema im Vordergrund steht (weil es in Griegos in der "Casa de las Mariposas" eine dauerhafte Schmetterlings-Ausstellung gibt).
An vielen Stellen im Ort sind die Künstler bei der Arbeit, und an etlichen Hauswänden hängen die Bilder des letztjährigen Wettbewerbs.
Am Ende finden Christa und ich ein schönes Plätzchen in der einzigen Bar des Ortes. Eine Bar, die noch nicht einmal einen Namen braucht - sie heißt einfach "Bar".
Wieder einmal zeigt es sich, dass auch ein auf den ersten Blick unscheinbarer Ort wie Griegos bei genauem Hinschauen etwas zu bieten hat. Der Weg durch die Berge hat sich auf jeden Fall gelohnt.