... da blieb genug Zeit, um die dortige Wohnmobilszene unter die Lupe zu nehmen.
Mit einem Pkw habe ich im Januar/Februar 2017 mehr als 600 km auf der Insel zurückgelegt und dabei alle mir bekannten Wohnmobil-Stellplätze besucht und dokumentiert.
Die abschließende Erkenntnis war eher ernüchternd - im Gegensatz zum spanischen Festland, wo in den letzten Jahren erhebliche Zuwachsraten bei den offiziellen Wohnmobil-Stellplätzen zu verzeichnen waren, hat sich seit meinem letzten Teneriffa-Aufenthalt vor 6 Jahren auf der kanarischen Insel nicht viel geändert.
Insbesondere fehlt immer noch eine brauchbare Infrastruktur mit der Möglichkeit zur Ver- und Entsorgung außerhalb von Campingplätzen.
Es gibt auch weiterhin nur wenige Stellen, wo das Übernachten im Wohnmobil offiziell erlaubt und entsprechend beschildert ist.
Positiv ist allerdings anzumerken, dass es auch keine "Hexenjagd" auf frei stehende Wohnmobile gibt. Das hat natürlich vor allem damit zu tun, dass die absolute Anzahl an Wohnmobilen im Vergleich zum Festland doch sehr gering ist. So können gar nicht erst große Ansammlungen von Wohnmobilen entstehen, die in der Öffentlichkeit im allgemeinen eher negativ auffallen und Gegenmaßnahmen der Behörden provozieren.
Stellplätze auf Teneriffa
Bei dem Begriff "Stellplatz" darf man in Teneriffa nicht das gleiche erwarten wie auf dem spanischen Festland.
Die wenigen offiziellen, kommunalen Stellplätze sind eigentlich nur Parkplätze oder Parkstreifen, die mit einem entsprechenden Schild für Wohnmobile reserviert sind und einen Aufenthalt von maximal 72 Stunden erlauben. Das gilt für Los Cristianos und Palm-Mar genau so wie für Buenavista del Norte und Puertito de Güímar. In Los Cristianos gibt es zumindest eine Bodenklappe zur WC- und Abwasser-Entsorgung, aber keinen Wasseranschluss. In La Orotava erhält man erst nach Telefonanruf (kostenpflichtigen) Zugang zu Wasser und WC-Entsorgung.
Außerdem gibt es noch zwei private Stellplätze, die eine Möglichkeit zur Ver- und Entsorgung für Wohnmobile bieten. Allerdings will auf diesen Stellplätzen auch nicht das richtige Urlaubsgefühl aufkommen.
Der Stellplatz in Puerto de la Cruz im Norden der Insel ist ein Asphaltplatz ohne Charme. Allerdings liegt er sehr zentral in einer "Großstadt", die so ziemlich alles bietet, was man als Wohnmobilist eventuell benötigt.
Und dann ist da noch der kleine Stellplatz von Doña Carmen in La Caleta: obwohl auch hier abgestellte Caravans und eine Umgebung mit Kreisverkehr und neuen Bauprojekten nicht unbedingt das Bild einer Wohlfühl-Oase vermitteln, hat er mir am besten gefallen.
Man ist zu Fuß schnell am benachbarten Badestrand oder im ehemalige kleinen Fischerort La Caleta oder nach einem längeren Spaziergang entlang der Küste im Touristen-Rummel von Playa de las Americas.
Ein Sonderfall der kommunalen Stellplätze sind die Zonas de Acampada - ausgewiesene Bereiche mitten in der Natur, wo man nach Einholen einer (kostenlosen) Genehmigung einige Tage campen kann (siehe mein Bericht "Freies Campen auf Teneriffa"). Hier gibt es üblicherweise zwar auch keine Ver- und Entsorgung für Wohnmobile, aber oft ein Sanitärgebäude mit Toiletten und Wasser.
Wer diese Camping-Zonen nutzen will sollte daran denken, dass man sich hier in der Waldregion in Höhen über 1000m befindet, wo es vor allem nachts recht kühl werden kann. Fast alle Plätze sind schattig und von hohen Bäumen umgeben, TV und Mobilfunk sind nur sehr eingeschränkt möglich. Außerhalb der Sommersaison und während der Woche steht man hier wahrscheinlich allein und einsam.
Und schließlich gibt es noch einige Tankstellen, die den Wohnmobilisten eine Möglichkeit der Ver- und Entsorgung anbieten. Konkret nachgeprüft habe ich das bei den beiden Tankstellen der Pcan-Kette in Arico und La Guancha. Es sollen aber auch andere Tankstellen zumindest Wasser und Abwasserentsorgung (meist in den Waschanlagen) anbieten, wenn man freundlich nachfragt und dort eventuell tankt.
Ich mache ja normalerweise keine Reklame für "nicht-offizielle Stellplätze", zumindest auf dem spanischen Festland. Auf Teneriffa kommt man aber bei einem längeren Aufenthalt, z.B. beim Überwintern, kaum darum herum, hin und wieder auch auf normalen Parkplätzen zu stehen. Oder auf unbefestigten Plätzen, die üblicherweise als Parkplätze genutzt werden.
Das scheint in den meisten Fällen immer noch problemlos möglich zu sein, wenn man ein paar einfache Regeln befolgt:
- nicht in der Küstenschutz-Zone oder in Naturschutz-Gebieten stehen
- auf öffentlichen Parkplätzen mit eingezeichneten Parkbuchten die Markierungen respektieren
- keine auffälligen Camping-Aktivitäten zur Schau stellen
Wer sich an diese eigentlich selbstverständlichen Regeln hält, kann z.B. ein paar schöne Tage im Norden bei dem einzigen Badestrand mit hellem Sand verbringen, am Playa de las Teresitas:
Oder an der Ostküste bei dem kleinen Ort Abades, in dem schon seit Jahren auch viele deutsche Wohnmobilisten anzutreffen sind. Nicht nur am "Stellplatz" sondern auch in den netten kleinen Cafés und Bars:
Straßen auf Teneriffa
Die Straßen auf Teneriffa sind in vielen Fällen für "normale" Wohnmobile (d.h. größer als ein Van oder VW-Bus) ungeeignet - wenn man sich nur ein wenig von der Küste entfernt werden die Wege schmal, sehr kurvig und man findet zum Teil erhebliche Steigungen (Mein Rekord war diesmal 27% Steigung!).
Meiden sollte man die Straße nach Masca (TF-436), obwohl die Gegend wunderschön ist. Aber diese Strecke ist besonders eng und kurvig. Und weil es ein touristisches Highlight ist, gibt es Unmengen von Leihwagen mit Touristen, die an jeder Ecke stehen bleiben, gucken und fotografieren müssen, und dabei alle Aussichtspunkte und Ausweichstellen verstopfen. Vielleicht ist es früh morgens oder abends besser.
Auch die Straße durch das Anaga-Gebiet im Norden (TF-12) ist nur etwas für Wohnmobilisten mit guten Nerven. Die Straße ist zwar eigentlich ganz brauchbar, aber auch hier ist viel Verkehr durch Touristen-Leihwagen, und oft begegnen einem Reisebusse, da diese Strecke Teil der üblichen Inselrundfahrt ist.
Die Straße zum Punta de Teno, dem äußersten Zipfel im Nord-Westen von Teneriffa (TF-445), bin ich diesmal nicht gefahren. Diese Strecke war einmal die gefährlichste der Insel. Sie war lange Zeit gesperrt und wurde inzwischen deutlich verbessert, z.B. mit Stahlnetzen gegen Steinschlag. Erst kürzlich wurde die Straße wieder für die Allgemeinheit freigegeben. Wegen der zu erwartenden Touristenmassen wurde aber eine Beschränkung an Wochenenden und Feiertagen eingeführt, dann fährt nur ein Shuttle-Bus zum Leuchtturm.
Die Straße hat nun weniger Schlaglöcher, aber sie ist nicht breiter geworden, die Felsen hängen immer noch drohend über dem Kopf und die Tunnel sind immer noch unbeleuchtet. Nichts für schwache Nerven, aber offenbar auch mit einem Wohnmobil befahrbar. Am Ziel wartet ein toller Blick auf die hohen Klippen von Los Gigantes, und La Gomera scheint nur einen Steinwurf entfernt zu sein.
Fazit
Ob ich die eigentlich für diesen Winter geplante Wohnmobil-Reise über die kanarischen Inseln im nächsten Winter 2017/18 nachhole, ist noch nicht entschieden. Aber die Kanaren bleiben auf meiner Wunschliste, denn sie sind auf jeden Fall ein außergewöhnliches Reiseziel mit immer noch sehr vielen ruhigen und schönen Ecken.
Ein bisschen Abenteuerlust, ein bisschen Improvisationstalent und ein bisschen Gelassenheit sollte man mitbringen.