(Update: 11.12.2024)
Bei jeder Auslandsreise stellt sich die Frage, wie man in dem entsprechenden Land einfach und günstig nach Hause telefonieren kann, und natürlich auch, wie man ins Internet kommt.
Bei einem Aufenthalt von wenigen Wochen kommt man oft mit der eigenen deutschen SIM-Karte ganz gut zurecht. Die Roaming-Gebühren innerhalb der EU wurden inzwischen abgeschafft. Man kann also mit der eigenen deutschen SIM-Karte auch von Spanien aus zu vernünftigen Preisen telefonieren oder im Internet surfen.
Das gilt zumindest für einen normalen Urlaubsaufenthalt, der nur einige Wochen dauert. Bei einem geplanten längeren Aufenthalt über mehrere Monate sollte man seinen Mobilfunk-Provider fragen, wie es bei ihm mit der Langzeitnutzung im Ausland aussieht. Die EU-Kommision hat hier nämlich eine Hintertür für Roaming-Gebühren gelassen (Stichwort: Fair-Use).
Will man also länger im Ausland bleiben, z.B. beim Überwintern in Spanien, dann bietet sich weiterhin die Anschaffung einer spanischen Prepaid-SIM-Karte an. Das ist nicht kompliziert - man muss im allgemeinen nur den Personalausweis vorlegen, damit die gekaufte SIM-Karte direkt registriert und mit dem richtigen Tarif aktiviert werden kann.
Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Spanien eine Vielzahl von Anbietern im Mobilfunk-Markt, die noch dazu oft ihre Tarife ändern oder neue erfinden. Man verliert schnell den Überblick, und als Tourist hat man kaum die Chance, den geeigneten Tarif zu finden.
In den vergangenen Jahren habe ich verschiedene spanische SIM-Karten ausprobiert und immer wieder mit anderen Angeboten verglichen. Nicht nur der Preis ist wichtig, sondern auch das Kleingedruckte in den AGB.
Dieser Bericht erhebt nicht den Anspruch auf eine vollständige Marktanalyse, sondern es handelt sich um meine ganz persönlichen Erfahrungen. Es gibt wahrscheinlich Anbieter, die ich gar nicht kenne. Oder Anbieter, die ich nicht erwähne, weil sie für mich nicht in Frage kommen. Zur Zeit sind für meinen persönlichen Bedarf nur die Anbieter Digi-mobil, Simyo und Vodafone interessant - und nur die berücksichtige ich im folgenden Beitrag.
Kombi-Tarife: Telefon + Internet
Das Telefonieren als einzige Anwendung auf einem Mobil-Telefon/Smartphone ist inzwischen nahezu ausgestorben, entsprechende Tarife werden kaum noch angeboten.
Reine Daten-Tarife sind ebenfalls selten geworden, obwohl gerade beim Internet-Volumen die Nachfrage immer größer wird.
In der Praxis bieten sich deshalb zur Zeit die sogenannten Kombi-Tarife an, mit Telefon- und Internet-Diensten über eine SIM-Karte.
Bei Vodafone sind Kombi-Tarife der Normalfall. Inzwischen sind alle Prepaid-Tarife einheitlich strukturiert und enthalten neben dem Datenvolumen immer auch internationale Telefon-Minuten.
Zur Auswahl stehen die Prepaid-Tarif-Pakete "Prepago S" für 10 € (50 GB + 400 Telefon-Minuten) und "Prepago M" für 15 € (100 GB + 800 Tel-Minuten) und "Prepago L" für 20 € (150 GB + 1200 Tel-Minuten) und "Prepago XL" für 30 € (170 GB + 1600 Tel-Minuten) und "Prepago XXL" für 40 € (200 GB + 2000 Tel-Minuten).
Die Vodafone-Prepago-Tarife gelten immer für 4 Wochen (28 Tage). Es ist möglich, vor Ablauf der 28 Tage den Tarif zu erneuern (span.: renovar), wenn man z.B. sein Datenvolumen vorzeitig aufgebraucht hat - dann beginnt wieder ein neuer 4-Wochen-Zeitraum. Wenn nach 4 Wochen noch Datenvolumen übrig ist, dann wird es im folgenden Monat akkumuliert, falls man den Tarif verlängert.
Beim internationalen Telefonieren gibt es einige Einschränkungen bei Verbindungen z.B. mit Österreich und Schweiz, Gespräche von Spanien nach Deutschland können aber die kompletten Tarif-Minuten nutzen.
Beim Europa-Roaming ist Vodafone besonders "sparsam": bei den oben genannten Prepaid-Tarif-Paketen ("S", "M", "L", "XL", "XXL") erhält man im EU-Ausland nur 6 GB, 8 GB, 11 GB, 16 GB oder 22 GB.
Zu beachten ist wie üblich die "Fair-use"-Regel beim Roaming innerhalb der EU, da es sonst nach mehr als 2 Monaten Roaming-Nutzung Probleme geben könnte.
Bei DIGI-mobil wurden inzwischen viele Tarife zusammengefasst, so dass alles etwas übersichtlicher wurde. Die Kombi-Tarife enthalten immer eine bestimmte Anzahl Telefon-Minuten, die für Gespräche ins Ausland genutzt werden können, insbesondere nach Deutschland, und dort auch in alle Mobilfunknetze.
Zur Auswahl stehen die Prepaid-Tarif-Pakete "Móvil-15GB" für 5 € (15 GB plus 100 Telefon-Minuten) und "Móvil-30GB" für 7 € (30 GB plus 100 Tel-Minuten) und "Móvil-60GB" für 10 € (60 GB plus 400 Tel-Minuten) und "Móvil-120GB" für 12 € (120 GB plus 800 Tel-Minuten) und "Móvil-240GB" für 15 € (240 GB plus 2000 Tel-Minuten).
Die DIGI-mobil-Prepaid-Móvil-Tarife gelten immer für 1 Monat. Wenn das Datenvolumen vor Ende der Laufzeit verbraucht ist, läuft die Internet-Nutzung erst noch mit niedriger Geschwindigkeit (64 kbps) und dann funktioniert sie einfach nicht mehr.
Unter dem Stichwort "MB extra" kann man beliebig oft zusätzliches Datenvolumen nachkaufen, je nach Bedarf 2 GB für 1 € oder 5 GB für 3 € oder 20 GB für 5 €. Das Buchen geht ganz einfach per Kurzwahl auf dem Smartphone oder im Kundenbereich auf der DIGI-mobil-Homepage.
Kommt man mit den Telefon-Minuten nicht aus, werden weitere Minuten mit dem (preiswerten) Standard-Tarif berechnet.
Am Ende des Laufzeitmonats wird das übrig gebliebene Datenvolumen in den folgenden Monatszyklus übertragen. Wenn man genug Geld auf dem SIM-Kartenkonto (Saldo) hat, erfolgt die Verlängerung des Tarifs einschließlich Datenvolumen-Übertrag automatisch. Hat man die Automatik abgeschaltet oder nicht genug Saldo, dann kann man das nicht genutzte Datenvolumen trotzdem retten, wenn man innerhalb von 2 Tagen wieder einen neuen Datentarif manuell bucht.
Auch bei DIGI-mobil ist Europa-Roaming inklusive. Allerdings gibt es im Ausland wie üblich nicht das vollständige Datenvolumen: Statt 15 GB erhält man nur 7 GB, statt 30 GB erhält man nur 9 GB, statt 60 GB nur 13 GB, statt 120 GB nur 16 GB und statt 240 GB nur 20 GB. Natürlich werden auch die in der EU üblichen Regeln zur Vermeidung von Missbrauch angewendet (d.h. nach 2 Monaten Roaming kann es Probleme geben).
Mit Simyo kann man zwar sehr flexibel seinen persönlichen Tarif für Telefon- und Internet-Nutzung zusammenstellen, aber die wählbaren Telefon-Minuten gelten nur für nationale Gespräche in Spanien. Wer "nach Hause" telefonieren will muss entweder einen zusätzlichen Bono-Internacional kaufen (120 Minuten für 5 €) oder er zahlt den teuren Basis-Tarif, z.B. nach Deutschland ins Mobilnetz 18ct/min, in die Schweiz sogar 42ct/min.
Beim Internet-Zugang ist Simyo aber durchaus attraktiv, vor allem wenn man eigentlich nur einen reinen Daten-Tarif z.B. für eine SIM-Karte im WLan-Router benötigt.
Die gestaffelten Volumen-Pakete des MÓVIL-Tarifs gehen von 4 GB für 2 € und 18 GB für 4,50 € bis zu 40 GB für 7 €, 80 GB für 11 € und 200 GB für 17 €.
Wenn man vor Ablauf der 30-Tage-Laufzeit das Datenvolumen verbraucht hat und weiter im Internet surft, sinkt die Übertragungsrate auf unbrauchbare 64 kb/s, und das Datenvolumen wird nach einem sehr teuren Standardpreis abgerechnet. Soweit muss es aber nicht kommen, denn man kann jederzeit ein neues Datenpaket in beliebiger Größe mit neuer 30-Tage-Laufzeit starten oder für die restliche Zeit Extra-GB buchen (5GB EXTRA für 5 €). Restvolumen wird am Ende der Laufzeit in den nächsten Monat übertragen und dem folgenden Datenpaket zugeschlagen.
Simyo erlaubt die Nutzung seiner Dienste auch im EU-Ausland. D.h. man kann übriggebliebenes Datenvolumen nach der Reise in Deutschland verbrauchen. Entsprechend der EU-Roaming-Bedingungen kann man einen Teil des gebuchten Datenvolumens im Ausland nutzen: so werden z.B. aus 18 GB nur noch 8 GB, aus 40 GB nur noch 11 GB, aus 80 GB nur noch 15 GB und aus 200 GB nur noch 22 GB.
Als preiswerte Dauerlösung kann man die spanische Simyo-SIM in Deutschland nicht nutzen, denn es findet regelmäßig eine Missbrauchskontrolle bezüglich der "verhältnismäßigen Nutzung" beim EU-Roaming (Fair Use) statt.
Was muss man sonst noch wissen ?
Prepaid-SIM-Karte kaufen
Vodafone-Shops mit dem auffallenden roten Firmen-Logo findet man in allen größeren Orten, oft in den Einkaufsstraßen im Zentrum oder in den Einkaufszentren am Ortsrand. Auf der Homepage gibt es eine Suchfunktion für die Verkaufsstellen (Tiendas).
Die übrigen Anbieter haben selten eigene Verkaufsstellen. Meist bekommt man deren SIM-Karten in allgemeinen Mobilfunk-Läden, die mehrere Anbieter im Sortiment haben. Am besten man informiert sich vorher auf der Homepage des jeweiligen Anbieters, wo die nächste Verkaufsstelle ist.
Die DIGI-mobil-Homepage bietet eine Suchfunktion für Verkaufsstellen (Puntos de Venta). Hier muss man im Feld "Dirección" einen Ortsnamen eingeben und dann auf "Buscar" klicken. Eventuell vorher noch den Suchkreis vergrößern indem man bei "Área de búsqueda" z.B. 30 km auswählt.
Auf der Simyo-Homepage gibt es eine Landkarte mit allen Shops. Dazu gehören z.B. die Computer-Ladenketten "beep" und "PC Box".
Wichtig
Es ist unbedingt empfehlenswert, die Prepaid-SIM-Karte (spanisch: "Tarjeta SIM Prepago") direkt beim Kauf vom Händler registrieren und den gewünschten Tarif aktivieren zu lassen. Ohne diesen Service sollte man die SIM-Karte nicht kaufen, denn die notwendige Registrierung erfordert oft eine (telefonische) Kommunikation mit der Kunden-Abteilung des Anbieters, was ohne entsprechende Sprachkenntnis kompliziert werden kann. Auch wird im allgemeinen eine Kopie des Personalausweises an den Anbieter geschickt, was der Händler normalerweise ebenfalls besser hinbekommt.
Prepaid-SIM-Karte aufladen
Nachdem das Kaufen einer SIM-Karte vielleicht noch etwas kompliziert ist - das Aufladen einer Prepaid-Karte ist eher einfach.
Meist ist beim Kauf der SIM-Karte schon ein Guthaben (Saldo) auf der Karte. Auf jeden Fall ist es am einfachsten, wenn man direkt im Shop einen passenden Betrag für die erste Zeit auflädt.
Ansonsten kann man an vielen Stellen Prepaid-Karten aufladen - nahezu alle Supermärkte, Kioske und viele Tankstellen können inzwischen alle gängigen SIM-Karten direkt an der Kasse aufladen. Meist erkennt man das schon von außen an entsprechender Werbung.
Um Sprachschwierigkeiten zu vermeiden, kann man den Aufladewunsch auf einen Zettel schreiben und an der entsprechenden Kasse vorzeigen.
Wenn man das spanische Wort "recargar" benutzt, ist klar, dass es sich um "aufladen" handelt. Dann muss man noch mitteilen, welcher Betrag für welche Telefonnummer bei welchem Anbieter aufgeladen werden soll. Also z.B.: Recargar 10 € , 642123456, Digi Mobil
Bei allen Anbietern kann man zwar auch online aufladen, aber bei einigen funktioniert das nur, wenn man eine spanische Kreditkarte hat. Das ist zwar nicht mehr zeitgemäß, aber in Spanien leider nicht selten.
Hinweis
Bei DIGI-mobil und inzwischen auch bei Simyo kann man die SIM-Karte mit einer deutschen VISA-Kreditkarte online aufladen. Ob das allerdings mit allen Kreditkarten funktioniert ist nicht sicher.
Es gibt auch die Möglichkeit, über darauf spezialisierte Online-Portale spanische SIM-Karten mit deutschen Kreditkarten oder per Paypal aufzuladen. Ich habe schon mehrmals das Online-Portal recharge.com (gegen eine kleine Service-Gebühr) und das Online-Portal xoom.com (kostenloser Paypal-Dienst) genutzt. Die Aufladung erfolgte jeweils innerhalb weniger Minuten, alles lief problemlos.
Meine Empfehlung zur Zeit:
Nachdem der Leistungsumfang der verschiedenen Anbieter in fast allen Tarifen immer ähnlicher wird (Datenvolumen-Übertrag in den Folgemonat, 5G-Netz, EU-Roaming) könnte man einfach das billigste Angebot nehmen. Mir ist aber auch wichtig, wie einfach das Aufladen vonstatten geht oder ein Tarif-Wechsel durchgeführt werden kann.
Deshalb bevorzuge ich weiterhin den Anbieter DIGI-mobil im Netz von Movistar, das in ganz Spanien eine vollständige 4G-Abdeckung hat. Auch das 5G-Netz ist schon häufig präsent.
Seit mehreren Jahren nutze ich auch eine SIM-Karte von Simyo im Orange-Netz. Meine Erfahrung damit war meist positiv, und die Preise sind ungefähr wie bei DIGI-mobil. Die Netz-Abdeckung ist aber im Landesinneren nicht immer gut, oft stand nur 3G+ zur Verfügung
Ich werde in Spanien also weiterhin zweigleisig fahren - die Simyo-SIM-Karte für das Notebook und eine DIGI-mobil-SIM-Karte im Smartphone, so dass ich im Falle einer schlechten Orange-Netz-Abdeckung (hoffentlich) das Movistar-Netz per Smartphone-Hotspot nutzen kann.
Auch Vodafone ist inzwischen zumindest bei einzelnen Tarifen in etwa auf dem Preis-Niveau der Wettbewerber. Und mit dem eigenen Vodafone-Mobilfunk-Netz ist man genau so gut aufgestellt wie Movistar. Es spricht einiges dafür, dass Vodafone demnächst mein zweites Internet-Standbein wird.
Bleibt noch zu sagen, dass ich mit keiner der genannten Firmen irgendwelche Vereinbarungen habe. Alle Aussagen sind meine eigene Meinung aufgrund persönlicher Erfahrung oder einfach nur Fakten von den jeweiligen Homepages. Alle Informationen, insbesondere die angegebenen Preise (Stand: 11.12.2024), können sich natürlich jederzeit ändern. Also unbedingt vor einer Entscheidung noch mal auf die Homepage des jeweiligen Anbieters schauen.