17. Februar 2022
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El Bosque
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Grazalema
Völlig unerwartet muss nachts eine Kaltfront durchgezogen sein, denn das Thermometer sinkt bis auf 1°C. Aber nach dem Frühstück scheint wieder die Sonne vom wolkenlosen Himmel und alles ist in Ordnung.
Heute will ich die Sierra de Grazalema durchqueren und komme dabei natürlich durch den Ort Grazalema. Hier war ich zum letzten Mal 2017 (siehe Reiseblog Frühjahr 2017). Seit damals war Grazalema für mich eine wohnmobil-feindliche Stadt, die in meinen Reiseplänen nicht mehr vorkam.
Schon beim ersten Parkplatz am westlichen Ortsrand stelle ich fest, dass das Verbotsschild für das Übernachten im Wohnmobil entfernt wurde. Auch vor dem Parkplatz im Ortskern (der für "richtige" Wohnmobile aber sowieso nicht geeignet ist) wurde das spezielle Wohnmobil-Schild "entwertet".
Und auf dem Parkplatz am östlichen Ortsausgang sehe ich etliche Wohnmobile stehen, so dass ich ebenfalls hier anhalte, um mich nach der aktuellen Situation zu erkundigen.
Das Übernachten im Wohnmobil wird hier offenbar toleriert, was mir bei einer späteren Nachfrage im Büro der Touristen-Information auch bestätigt wird.
Christa und ich entscheiden uns dafür, zumindest eine Nacht hier zu bleiben und Grazalema auch einmal bei schönem Wetter zu besuchen.
Vom Parkplatz ist das Ortszentrum etwa 1 km entfernt. Es geht etwas bergauf, so dass man zu Fuß 15-20 Minuten benötigt. Dann erreicht man die Plaza de España mit einigen Restaurants bzw. Bars.
Bevor wir uns hier niederlassen, entdecken wir in den Felsen hinter den Gebäuden einen Weg, der offenbar den Hügel hinauf führt. Da die körperliche Bewegung heute noch etwas zu kurz gekommen ist, suchen wir den Einstieg in den Klettersteig, der uns schließlich zu einer zerfallenen, alten Kapelle bringt (Ermita del Calvario) und dann noch weiter bis zu einem Aussichtspunkt - den Mirador del Santo.
Noch bevor die Plaza de España ganz im Schatten liegt, sind wir wieder unten und können noch einen Café-con-leche in der Sonne genießen.
18. - 19. Februar 2022
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Grazalema
Der Parkplatz, auf dem wir übernachtet haben, hat einen großen Nachteil - er liegt direkt neben der Hauptstraße A-372. Und direkt vor dem Parkplatz sind Schwellen in die Fahrbahn eingelassen, die zwar nicht die Geschwindigkeit der vorbei rauschenden Fahrzeuge reduzieren, aber erheblichen Krach verursachen. Zum ersten Mal auf dieser Reise habe ich morgens ab 5 Uhr Ohrenstöpsel verwendet, um weiter schlafen zu können.
Das Wetter soll heute weiterhin sehr sonnig und warm sein, deshalb wollen Christa und ich einer Empfehlung des Mitarbeiters der Tourist-Info folgen und auf einem etwa 8 km langen Rundweg um den "großen Felsen" (Peñón Grande) wandern.
8 km ist in der Ebene nicht viel, aber vom Parkplatz aus werden es sowieso 10 km sein, und dabei ist ein Höhenunterschied von über 500m zu bewältigen. Wer sich den Anmarsch vom Parkplatz am östlichen Ortsrand sparen will, kann direkt beim Startpunkt der Route auf dem Parkplatz am westlichen Ortsrand gegenüber vom Campingplatz parken (GPS: 36.7592, -5.3737). Ob man dort auch übernachten darf, weiß ich nicht.
Vom Start weg geht es gleich kräftig bergauf, immer an der Flanke des Felsenmassivs des Peñón Grande entlang. Der Weg ist nicht markiert, aber er ist meist gut erkennbar.
Wenn man denkt, der höchste Punkt ist gleich erreicht, senkt sich das Gelände in ein kleines Tal - der Llano del Endrinal wird offenbar zeitweise als Viehweide benutzt, jetzt nutzen wir diese windgeschützte Ebene für eine Pause.
Danach nehmen wir die letzten Höhenmeter in Angriff und erreichen auf der Passhöhe Puerto de las Presillas mit 1250m den höchsten Punkt der Tour.
Der Weg geht jetzt fast nur noch bergab. Wenn man die Hauptstraße A-372 an der Passhöhe Puerto del Boyar erreicht, ist das Schwierigste vorbei. Der restliche Weg ist ein leichter Spazierweg der meist parallel zur Straße verläuft, bis man wieder den Startpunkt beim Campingplatz erreicht.
Aber auch dieses Wegstück ist nicht langweilig. Man hat immer das gegenüber liegende Bergmassiv Sierra de las Cumbres vor Augen - auch dort sind bestimmt schöne Bergwanderungen machbar.
Nach etwa 4 Stunden ist die Wanderung beendet. Auf der Plaza de España werfen wir noch ein paar Tapas ein, bevor wir zum Wohnmobil zurückkehren.
Ich staune nicht schlecht, als ich sehe, wie voll der Parkplatz inzwischen geworden ist. Am Ende werden es 25 Wohnmobile aller Größen sein, die hier die Nacht verbringen - und mir tun alle diejenigen leid, die direkt neben der Straße stehen, während ich heute ohne Ohrenstöpsel schlafen kann, weil es für mich eine "Schallschutzmauer" gibt...